Samstag, 2. Juli 2011, Mostar – Über diese Brücke musst du gehen

Mostar (dt.: der Brückenwächter) der Stari most (dt.: die Alte Brücke) gibt der Stadt ihren Namen

Stari most (dt.: die Alte Brücke) - Mostar (dt.: der Brückenwächter) gibt der Stadt ihren Namen

Morgens früh um 7 Uhr am Bahnhof von Sarajevo: Der Zug nach Mostar steht bereit, die Reisenden freuen sich auf die Fahrt, doch bis es losgeht, brauchen wir noch eine Stunde Geduld. Denn wir warten noch auf einen Anschlusszug und so kann sich die deutsche Reisegruppe in Bosnien und Herzegowina in Ruhe mit dem schwedischen Zug vertraut machen. Dieser gemütliche Zug, die abwechslungsreiche Strecke mit wunderschöner Landschaft durch Tunnel, Gebirge und entlang der Neretva machen, wie von unserer Reiseleiterin Tina versprochen, die Wartezeit und das frühe Aufstehen vergessen. Die Zeit vergeht schnell und gegen Mittag erreichen wir die Hauptstadt der Föderation Bosnien-Herzegowina – Mostar.

Haben wir den gestrigen Tag noch am oberen Lauf der Neretva verbracht, befinden wir uns heute einige Kilometer weiter flussabwärts an ihrem Mittellauf. Der Fluss, welcher die Stadt in zwei Hälften teilt und hier von seiner wohl berühmtesten Brücke überspannt wird, macht Mostar zu einem Ort, der so viele TouristInnen anzieht, wie wir es von den vorangeganenen Tagen in Bosnien und Herzegowina nicht gewöhnt sind.

Trotz allem bleibt die bekannte Stari most (dt.: Alte Brücke) nicht nur wörtlich gesehen der Höhepunkt Mostars. Dies liegt zum Einen an ihrer Architektur, die sie im 16. Jahrhundert ein ingenieurtechnisches Meisterwerk sein ließ, aber vor allem an ihrer symbolischen Bedeutung für die Stadt. Ist der Westteil der Stadt rechtsseitig der Neretva vornehmlich von KroatInnen bewohnt, so haben sich im Ostteil vornehmlich BosniakInnen niedergelassen. Schon lange gilt die Stari most als Zeichen der Brücke zwischen Ost und West, zwischen islamischer und christlicher Welt sowie zwischen BosniakInnen und KroatInnen. Die Brücke wurde im November 1993 während des Bosnienkrieges zerstört und trennte somit die beiden Ufer wieder voneinander. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Schnell wurde nach dem Krieg als Ersatz eine Drahtseilbrücke gebaut. Schon ab 1995 wurde mit dem Wiederaufbau der Stari most begonnen. Die Wiedereröffnung fand 2004 statt. Ein Jahr später erhielten Brücke und Umgebung den UNESCO-Weltkulturerbetitel aufgrund ihrer Symbolik der internationalen Zusammenarbeit und des Zusammenlebens der vielen religiösen, kulturellen und ethnischen Gruppen.

Weitere Anlaufstationen während unseres Stadtrundgangs sind unter anderem der Partisanenfriedhof für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, ein sog. türkisches Haus und die Karadjoz-Beg-Moschee. Sie wurde 1557 erbaut, während des Bosnienkrieges zerstört, mittlerweile aber ist sie restauriert und für TouristInnen geöffnet.

Die verbliebene Zeit nutzen wir sehr unterschiedlich. Einige sehen sich in weniger touristisch geprägten Stadtteilen Mostars um, während andere in kühlen Ecken und mit Getränken versuchen, der Mittagshitze zu entkommen, auf den Markt gehen oder sich an der Neretva abkühlen und die Männer Mostars beim Turm- und Brückenspringen beobachten.

Rückzu wählen wir den schnelleren Reiseweg mit dem Bus, der uns im Gegensatz zum Zug östlich die Neretva flussaufwärts führt. Noch einmal können wir uns an der schönen Landschaft Bosnien und Herzegowinas sattsehen, muss es doch reichen, bis wir ein nächstes Mal herkommen. Natürlich dürfen wir diesen letzten Abend nicht ohne bosnisches Essen verbringen. So halten wir auf dem Rückweg bei einem Lammessen entlang der Straße, um dort kiloweise frisch gegrilltes Lammfleisch mit Brot, Gemüse und gebackenen Kartoffeln zu essen. Das soll jedoch nicht der letzte kulinarische Höhepunkt gewesen sein, warten doch noch auf dem Weg zwischen Konjic und Sarajevo Gelegenheiten auf uns, um Kaffee, Eis und Honig zu kaufen.

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